Neue Kriege sind Folge der kapitalistischen Wirtschaftsweise
22. Sep 2014
Pax Christi Trier: Neue Kriege sind Folge der kapitalistische Wirtschaftsweise
Auf der Sicherheitskonferenz in München am 31.1.-2.2.14. sprachen deutsche Politiker, allen voran der Bundespräsident, davon, dass Deutschland weltweit mehr Verantwortung übernehmen müsse. Die Kontexte der Äußerungen machen klar, dass es nicht zuletzt um militärisches Engagement wie in Mali, prinzipiell weltweit, geht.
Das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar und die Bistumsstelle Trier von pax christi hatten vom 31.1 bis 2.2.2014 zum Wirtschaftsseminar in Kyllburg eingeladen. Das Thema hieß: Neue Kriege – die Lösung gegen die Krise? Die Fragestellung war, worum geht es in diesen „neuen Kriegen“? Was haben sie mit der globalen Krise des Kapitalismus zu tun? Welche Rolle spielen die Staaten in diesem Kontext?
In einem ersten Schritt (freitags) warfen die Teilnehmer einen Blick auf das Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus. Als bemerkenswert wurde hervorgehoben, dass in diesem Schreiben die sozialen Verhältnisse als theologisches Thema gekennzeichnet werden und dass der Papst ein vierfaches „Nein“ zur herrschenden Ökonomie ausspricht:
· „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung,
· Nein zur neuen Vergötterung des Geldes,
· ein Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen,
· ein Nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt“.
Papst Franziskus erkennt die tödliche Irrationalität einer Wirtschaft, die materiellen Überfluss und Armut zugleich hervorbringt. Sie spaltet die Menschen in „Nützliche“, die für Produktion und Konsum gebraucht werden, und „Überflüssige“, die als Ausgeschlossene zu gesellschaftlichem „Müll“, „Abfall’“ werden. Hier wird „die absolute Dichotomie zwischen Wirtschaft und Gemeinwohl“ sichtbar.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten sich in kleinen Arbeitsgruppen mit diesen mutigen, klaren Einschätzungen des Papstes auseinander. Die22ses inspirierende und Mut machende Rundschreiben „Evangelii gaudium“ wurden abends in kleinen Arbeitsgruppen analysiert und diskutiert und fand am Samstag eine wertvolle Ergänzung durch den Journalisten Tomasz Konicz.
Dieser lieferte einen Beitrag zu den krisenbedingten Wandlungen imperialistischer Herrschaft. Von seiner Analyse sollen vier Punkte festgehalten werden: 1. Systemisch-objektiv ergibt sich aus den Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise, dass der Kapitalismus zu produktiv für sich selbst geworden ist. 2. Auf der politischen Ebene können die Staaten auf die Systemkrise entweder mit einer Sparpolitik(BRD) oder Schuldenmachen(USA) reagieren, was sie in eine ausweglose Konkurrenz führt. 3. Die Wohlstandsinseln der „Ersten Welt“ schmelzen dahin. 4. Die kapitalistischen Staaten bestreiten an der Peripherie bei der Sicherung von Ressourcen und Stabilisierung der Staaten mit ihren militärischen Einsätzen einen Windmühlenkampf gegen die Folgen, die durch die Krise hervorgebracht werden.
Genau das haben die Teilnehmer am Sonntag in einem Wortgottesdienst getan, in dem sie sich auf die Apostelgeschichte 2,36 – 3,26 eingelassen haben. Der Vers 2,42 sagt es: „Sie (die Gemeinschaft der Getauften) blieben beharrlich bei der Lehre der Sendboten und in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und in den Gebeten“. Die Botschaft des Textes wird so zur eigenen Erfahrung, solidarisches Miteinander (vgl. Vers 44) wird konkret.
Da die „neuen Kriege“ Symptom und Folge des Kapitalismus in der Krise sind, könnten neue Perspektiven nur entstehen, wenn „die Probleme der Armen von der Wurzel her gelöst „ (Evangelii Gaudium) werden. Die Botschaft des Papstes und die analytische Einsicht machen beide Mut uns diesen Fragen zu stellen. Das von unserem Meister gelehrte Gebet, das Vaterunser, schloss dieses Wirtschaftsseminar 2014 ab und ließ die 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachdenklich und gestärkt nach Hause fahren.